Eine Kreditversicherung ist zumindest immer dann zu überlegen, wenn die kurzfristigen Forderungen aus Lieferungen und Leistungen eines Unternehmens einen großen Wert in der Bilanz ausmachen. Das ist immerhin bei über einem Drittel der österreichischen Klein- und Mittelbetriebe der Fall.

Inwieweit ein Betrieb durch größere Forderungsausfälle gefährdet ist und wie sehr diese existenzbedrohend sein können, muss jeder Unternehmer selbst beurteilen, und zwar nicht mit Bauchgefühl, sondern mit der Sorgfalt eines ordentlichen Geschäftsmannes.

Ein wirksames Forderungs- bzw. Creditmanagement ist in jedem Fall unverzichtbar. Empfehlenswert ist dabei, sich an etablierten Standards wie der ÖNORM D 1040 „Credit Management für Unternehmen“ zu orientieren.

Eine wichtige Rolle im Forderungsmanagement kann die Kreditversicherung übernehmen. Sie ist eine Schadenversicherung wie z.B. die Feuerversicherung auch. Was dieser der Schutz gegen Sachschäden durch Brand ist, ist der Kreditversicherung der Schutz gegen einen finanziellen Schaden in Form eines Zahlungsausfalls.Der Schadenfall wird üblicherweise durch eine Kundeninsolvenz ausgelöst, wobei heutzutage zumeist auch der bloße Zahlungsverzug mitversichert wird.

Das Risiko eines Schadenfalls liegt damit in der Kreditversicherung nicht beim Versicherungsnehmer, sondern bei dessen Kunden. Der Versicherer prüft deshalb vorab die Bonität aller Kunden, die versichert werden, und legt dann für jeden von ihnen ein individuelles Kreditlimit fest. Dieses Limit ist die Maximalhöhe, bis zu der ein Forderungsausfall ersetzt wird. Da diese Bonitätsprüfungen wiederkehrend durchgeführt werden, können sich die Kreditlimits auch ändern. Werden sie bei einzelnen Kunden reduziert oder gar völlig gestrichen, muss der Versicherungsnehmer reagieren. Entweder genügt es, neue Zahlungsbedingungen oder Sicherheiten etc. zu vereinbaren oder die Kundenbeziehung ist insgesamt auf den Prüfstand zu stellen.

Deutlich ist zu sehen, dass die Kreditversicherung – anders als fast alle Versicherungen- nicht erst im Schadenfall aktiv wird. Zwar ist die Entschädigung eines Forderungsausfalls ihr primärer Zweck; ihren Nutzen entfaltet sieh jedoch schon viel früher, wenn sie sinnvoll in das betriebliche Forderungsmanagement eingebunden wird.

Als Versicherungsnehmer steht man durch die Beantragung von Kreditlimits für die eigenen Kunden und die jeweiligen verbindlichen Rückmeldungen in einem ständigen Informationsaustausch mit Kreditspezialisten. Die Werthaltigkeit des eigenen Forderungsbestandes wird dadurch nachweislich erhöht.

Dazu kommt, dass eine Kreditversicherung viele Prozesse des Creditmanagements wesentlich unterstützt. Sowohl die Bonitätsprüfung und Bonitätsüberwachung als auch die Risikoklassifizierung und Kreditlimitierung (Zahlungsbedingungen) sind untrennbar mit den Leistungen einer Kreditversicherung verbunden. Gleiches gilt für die Prozesse des Mahnwesens und der Forderungsbetreibung und natürlich nicht zuletzt für die der Forderungsabsicherung selbst.

Trotzdem zeigt die Praxis interessanterweise, dass die Kreditversicherung stark polarisiert. Sie hat glühende Befürworter, aber auch Gegner. Manche Gegnerschaft hat vor allem mit dem Unwillen zu tun, sich mit Fragen zur Kundenbonität intensiver auseinanderzusetzen. Dazu kommen zahlreiche Betriebe, die aufgrund ihres Geschäftsmodells tatsächlich nicht zu den Nutznießern einer Kreditversicherung gehören.

Allen übrigen Betrieben kann aber nur wärmstens geraten werden, sich mit den Möglichkeiten einer Kreditversicherung gründlich vertraut zu machen.